Wertschätzung Pyre
Im Rahmen der Wichtel-Wertschätzungen 2018 des gamespodcast.de-Forums ist das folgende Review meinerseits entstanden.
Für die Wichtelwertschätzungen schenken sich die im Vorfeld angemeldeten und zugelosten Userpaare jeweils ein Videospiel im Rahmen von 5€ – 10€. Der beschenkte User hat dann gewöhnlich 2 Monate Zeit, das erhaltene Spiel zu spielen und ein Review zu verfassen.
Allgemeines
- Spiel: Pyre
- Entwickler: Supergiant Games
- Genre: Action-Rollen-Sportspiel
- Releasedatum: 25. Juli 2017
- UVP: 19.99€ - gog.com
- Salepreis: 8.99€
- HowLongToBeat: 13h
- Erhältlich auf: PlayStation 4, Microsoft Windows, Linux, macOS
- Gespielt auf: macOS
- Wichtel: Spalter
Grafik
Handgezeichnet, schöner 2D–3D-Effekt. Liebe zum Detail. Sehr stimmig, sehr abwechslungsreich. Verschiedene „Biome“, Gegenden mit passender Flora und Gegnervolk in entsprechendem Stil. Wunderschön kreativ, farbenfroh mit regelrechten Farbexplosionen. Feingradige Animationen, insbesondere beim eigenen Gefährt.
Sehr diverses Charakterdesign, von süss bis gruselig/dunkel.
Gameplay
Pyre ist grundlegend ein Action/Sport-Spiel – die sogenannten Riten. Diese werden abgehalten, um die Freiheit zurückzugewinnen. Der Sportanteil ist Football ähnlich, mit kleineren Zusatzfähigkeiten sowie der Möglichkeit, die Gegner kurz aus der Runde „rauszuschießen“.
Die Bewegung ist jeweils nur mit einem Charakter zeitgleich möglich, trotzdem kann dies teils hektisch werden. Die grundlegende Übersicht ist aber zu jeder Zeit gegeben.
Der Gameplayloop enthält im Kern das Passspiel, Vektorschüsse/Telegraphing, Movement mit dem Ziel den Orb bzw. Ball ins gegnerische Tor/Flamme zu befördern. Entweder per Touchdown oder Wurf.
Die Gegner versuchen das gleiche. Teilweise werden diese bei 50 % HP leicht schneller, besser und agiler.
Teilweise gibt es nicht nachvollziehbare Bewegungen der eigenen Figur, d. h. sie prallt an einer unsichtbaren Wand ab und Gummibandmovement. Die Figuren rutschen allesamt stark auf dem Boden, dadurch lassen sich Sprints nur ungenau steuern. Mir blieb oft der Touchdown verwehrt, da ich im Sprint einfach durch das Ziel durchgerutscht bin. Es ist jedoch normalerweise nicht notwendig im Ziel zum Stillstand zu kommen um ein Tor zu erzielen. Das ist inkonsistentes Regelset. Auch bin ich oft durch gegnerische Auren gestorben, obwohl ich bereits in der Flamme stand. Die Kollisionabfrage der Auren scheint hier vor denen der Flammen abzulaufen.
Spielablauf
Point and Click Dialoge, Flufftexte, grobe Entscheidung der Reiseroute des Teams. Rinse Repeat. Die Auswahl der Route geschieht per Sternenkarte oder direkt mit dem Gefährt anhand vordefinierter Ereignispunkte. Die Sternenkarte ist leider komplett irrelevant und unnötig.
Im Grunde klickt und liest man sich durch eine Geschichte, unterbrochen von oben beschriebenen Sportspieleinlagen. Nach dem man den ersten Charakter zur Freiheit verholfen hat, strafft sich das Spiel etwas und die Dialoge werden weniger, die Gameplayeinlagen öfters.
Die eigentlichen Dialoge sind leider dermaßen prätentiös und im Kern belanglos, dass ich mich da leider durchquälen musste. Die Prämisse sich aus der Unterwelt durch eine Art Turnier freikämpfen zu müssen ist in Ordnung, nur leider vollkommen überdramatisiert und „deep“ präsentiert.
Durch die Riten erhalten die Charaktere Erfahrung und können sich minimal verbessern. Zur Auswahl stehen zwei Skilltrees mit jeweils vier Fähigkeiten pro Charakter. Per Währung lassen sich Talismane in einem Shop kaufen, die zusätzliche Vorteile bieten. Beispielsweise eine grössere Aura, schnellere Bewegung, mehr Schaden, kürzere Respawns und so weiter.
Der Spielercharakter kann sich in 4 × 2 Stufen mit passiven Upgrades verstärken. Leider sind die allermeisten dieser Verbesserungen dermaßen reduziert, dass es für mich keinerlei Auswirkungen auf das eigentliche Spiel hatte. Meiner Meinung nach hätte man dies komplett streichen können.
Sound/Atmosphäre
Fantasiesprache, jedoch deutlich kürzer als der zu lesende Text. Das Spiel ist ingesamt langsam – außer die Riten an sich, die spielen sich flott. Die Musik ist mir weder positiv noch negativ aufgefallen, sie spielt eher dezent im Hintergrund.
Fazit
Pyre macht es mir echt nicht leicht. Supergiant kann Artdesign. Das haben sie hier erneut bewiesen. Pyre gehört für mich mit zu den hübschesten Spielen, die ich in den letzten Jahren gespielt habe. Die Dialoge hingegen sind komplett Banane. Das Verhältnis von optischer Erfahrung, textueller Inhaltsvermittlung und eigentlichem Gameplay passt leider absolut nicht.
Die ersten vier Stunden arbeitet man sich durch extrem viele Fluffdialoge, zusätzliche Pseudoentscheidungen während der Reise und ungefähr acht Sportspieleinlagen. Danach ändert sich die Geschwindigkeit drastisch, man kann sich frei über die Karte bewegen und spielt eine unbekannt lange Abfolge von Riten. Jeweils mit dem Ziel, einen weiteren Charakter in die Freiheit zu schicken. Was jedoch genau zu erledigen ist, bleibt unbekannt. Das Fortschrittsbuch hilft da auch nur bedingt weiter.
Für mich wird Pyre von unnötigem Ballast dominiert. Zu viel ist eigentlich komplett unbedeutend und stört nur. Wenn man sich auf die Story, Atmosphäre und Charaktere einlässt, nerven die Riten – alternativ möchte man die doch recht fluffig und coolen Footballmatches spielen, wird dann jedoch mit Exposition zugeballert.
Dazu kommt ein unnötiges Upgrade- und Shopsystem. Schade. Hier geht die Komposition des Spiels nicht auf. So ist Pyre einfach zu gestreckt. Warum soll ich erst stundenlang Dialoge lesen um dann von jetzt auf gleich nur noch Football spielen zu müssen? Zusätzlich schicke ich durch eben diese Spiele meine „mühsam“ aufgewerteten Charaktere in die Freiheit, sprich weg. Kann sie also nicht mehr in zukünftigen Riten verwenden. Geschichtlich ergibt das Sinn, Spaß macht es keinen.
Schlussendlich hat Supergiant hier eine gewagte Mischung versucht und knapp daneben geschossen. Schaut man sich die anderen Titel von ihnen an, ist der klare Gameplay-Fokus bei Bastion, Transistor und Hades sehr deutlich zu sehen. Pyre sticht da komplett raus.
Persönlich war es eine interessante Erfahrung und ich bin Spalter dankbar, diesen Titel erfahren zu müssen. Für 8 Euro macht man hier monetär wenig falsch. Ob es einem am Ende Spaß macht, steht in den Sternen. Ich habe nach gefühlten 60 % abgebrochen. Weitere 4–5h werde ich das immer gleiche nicht wiederholen.
Links:
Thanks!
luca