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Kurzreview – Gothic 1 Classic

· 7 Minuten Lesezeit

Nein, ich starte nicht mit einem 'Ruhrpottcharme'-Spruch à la 'Volles Pfund aufs Maul' – ganz im Gegensatz zu dem Spiel.

Quelle: Adobe Firefly (Drachen gibt es in Teil 1 leider keine …)

Allgemeines

  • Spiel: Gothic 1 Classic
  • Entwickler: Piranha Bytes (Deutschland)
  • Publisher: THQ Nordic
  • Genre: Rollenspiel
  • Releasedatum: 28. November 2023 (orig. 15. März 2001)
  • UVP: 29,99€ – gameware.at
  • Spieldauer: ~30h
  • Erhältlich auf: Nintendo Switch
  • Gespielt auf: Nintendo Switch

Review

Einleitend, ich habe Gothic 1 bis heute vorher nie gespielt. Von Piranha Bytes durchgespielt habe ich 'nur' Gothic 2, Gothic 3, sowie Elex 1 und Elex 2. Die Risen-Trilogie steht noch auf meiner Liste.


Gothic 1 Classic auf der Switch war mein Weihnachtsspiel 2024. Ich komme selten dazu, wirklich viele Stunden am Stück in ein Spiel zu investieren, bzw. komplett darin zu versinken. Das hat seit langem mal wieder ein Gothic geschafft. Quasi der halbe Weihnachtsurlaub im Ferienhaus ging hier drauf.

Gespielt habe ich ca. 35 Stunden. Genauer kann ich es nicht sagen – in der Speicherstandliste steht '145 Stunden'. Offensichtlich ein kleiner Bug.

Nun zum eigentlichen Kurzreview. Ich fange mit den negativen Kritikpunkten an, denn das Positive soll ja kleben bleiben. ;-)

Negatives

  • Der extreme Fokus-Lock-On im Gefecht.
    • Es ist oft nicht möglich, sich aus einem Kampf zu lösen, z. B. um sich zurückzuziehen.
    • Teilweise werden bereits besiegte Gegner weiter fokussiert.
    • Teilweise werden freundliche Begleiter anvisiert.
      • Zum Glück gibt es hier kaum/kein 'Friendly Fire'.
  • Im Kampf ist es teilweise unmöglich, die Waffe zu ziehen oder wegzustecken.
  • Auch normale Gegner 'stun-locken' einen oft im Nahkampf.
    • Fast schon "normal" und ein Feature, wenn man Gothic spielt. Wildschweine, anyone?
    • Manchmal ist es Glückssache, ob man einen Gegner trifft.
  • Krudes Kombo-Kampfsystem.
    • Das ohne das ständige 'stun-locken' echt cool wäre.
  • Ich hatte etwa 8 bis 10 Abstürze.
    • Erträglich, da man sowieso ständig schnellspeichert.
    • Meistens, wenn ein neues Gebiet geladen werden muss.
  • Es gibt zwei Situationen in der Hauptquest, in denen Telekinese zwingend erforderlich ist.
    • Benötigt entweder einen Mana-Ring oder mindestens 10 Mana-Punkte.
  • Am Anfang ist das Erz (die Währung) wirklich schwer und alles ist merklich teuer.
    • Wenn man alle Gegner plündert und ausraubt, kippt es irgendwann ins andere Extrem.
  • Die Hauptquest besteht in Teilen aus 'Klappere diese X Punkte ab / Sammle diese Y relevanten Items'.
  • Gegen Ende werden die Waffenupgrades wirklich im Schweinsgalopp durchgezogen.
    • Jedoch angenehm über das Spiel verteilte Rüstungsupgrades.

Positives

  • Wenn man eine Angriffskombination erfolgreich ausführt und den Gegner damit voll trifft, ist das fantastisch. Das fühlt sich einfach mächtig an.
  • Die (offene) Welt.
    • Viele Gebiete in ganz unterschiedlichen Stilen.
    • Der Wald ist sehr dunkel und bedrohlich.
  • Tolle Soundkulisse.
    • Erstklassige Sprachausgabe.
    • Kurze, knackige, realistische Dialoge.
  • Waffen und Rüstungen sind merkliche Verbesserungen.
    • Das liegt an der untypischen Berechnung nach harten Grenzwerten.
    • Bei einem Rüstungswert X können kleinere Gegner praktisch keinen Schaden mehr anrichten.
      • Dadurch fühlt man sich deutlich stärker. Die Macht des Helden wächst in kleinen bis großen Sprüngen und nicht super inkrementell wie in anderen Rollenspielen.
  • Sehr gut adaptierte Controllersteuerung.
    • Die Inventarverwaltung ist in der Switch-Version komfortabler als in der unmodifizierten PC-Version.
  • Schnelles Speichern und Laden.
  • Es gibt zum Teil 'verschwenderische' Animationen, die nur für (teils) einmalige Aktionen erstellt wurden.
    • Das Umkippen einer Steinsäule.
    • Das Drehen eines quaderförmigen Steins.
    • Gegner flehen dich bei ihrer Ermordung noch an.
  • Optisch erstaunlich gut gealtert.
  • Es gibt wirklich viele verschiedene Waffen, Zaubersprüche und Rüstungen.
  • Drei verschiedene Fraktionen, die sich teilweise stark unterscheiden.
  • Technische (FPS) Performance nahezu einwandfrei.
  • Das unendliche Inventar. ❤️
  • Nennenswerte Bugs, geschweige denn Abstürze oder echte Ärgernisse, habe ich nicht erlebt.

Fotostrecke

Ein paar visuelle Eindrücke – hauptsächlich vom Ende des Spiels. Ich hatte gar nicht vor, einen Artikel zu schreiben …

Im 'fertigen' Ork-Lager

Mit meinen Skelett-Buddies

Die ganze Karte

Ein Ork-Magier will mit mir reden

Stufenaufstieg, danke an den Ork-Magier

Einem weiteren Ork-Magier ergeht es kaum anders

Ein Dämon steckt in der Tür fest. Manche stören sich an solchen kleinen Glitches, mir macht es trotzdem Spaß und die 'kostenlosen' Gegner sind eine willkommene Abwechslung.

Es geht auch hell!

Fanatisch war er. Fantastisch kämpfen konnte er nicht.

Gor Boba wollte sich auch mit mir anlegen. War nicht so baba …

Fotostrecke – Spoiler

Here be Spoilers …

Das wird ne weitere Narbe geben

Ups

Torrez, Bruder – was soll ich mit dem ganzen Loot?

Die große Rache. Schau dir im Tod noch mal dein elendiges Dorf an!

Kleines Schmied-dich-ein

Hm, was denn?

Many Moneten

Guck guck

Nochmal flott ne neue Knarre organisiert, äh Schwert natürlich

Na wer da wohl auf uns wartet

Du?

Schickes Wohnzimmer haste

Das wird schmerzen

Ciao ciao

Let the Credits roll!

Meine Werte am Ende

Abschließende Worte

Am Ende ein paar kurze Worte in normalem Freitext.

Fazit: Ich saß oft fluchend vor der Switch, hatte aber durchgehend wirklich viel Spaß. Auch im Jahr 2023 ist Gothic 1 von 2001 noch eine große Empfehlung – und es muss nicht die bis zum 'Ende' modifizierte PC-Version sein, auch auf der Nintendo Swich spielt es sich gut.

Alles in allem ist Gothic 1 ein herausragendes Rollenspiel-Erlebnis. Die Charakterprogression ist bis heute einzigartig. Der in Etappen schwankende Schwierigkeitsgrad stellt die SpielerInnen immer wieder vor neue kleine Herausforderungen. Viele Kämpfe lassen sich "clever" lösen, z. B. durch geschicktes Ausmanövrieren von Gegnern oder durch eine saubere Kombination. Rein quantitativ gibt es nur ein paar Dutzend Quests, aber viele sind eng miteinander verknüpft.

Leider gibt es zwei oder drei Stellen, an denen man auf die große Fetch/McGuffin-Reise geschickt wird (Bitte hol mir x, y, z – hol mir a, b, c etc.). Gothic 1 ist in 25–35 Stunden durchgespielt, je nachdem, wie gut man sich bereits auskennt. Gegen Ende wird es jedoch etwas langatmig.

Ich habe schon lange nicht mehr erlebt, dass mich ein Spiel so mitreißt, mich stundenlang, tagelang an die Konsole fesselt. Ich wusste, dass mich ein etwas 'klobigeres' Gothic 2 erwartet und ich wurde nicht enttäuscht. Gothic 1 ist auch 22 Jahre nach seinem Erscheinen immer noch gut. Es gibt einfach kaum Rollenspiele dieser Art auf dem Markt. SpielerInnen werden gefordert, man muss teilweise mitdenken, erarbeitet sich Spaß und erlebt eine wirklich coole Reise.

Ohne die Probleme im Kampf wäre ich jetzt völlig aus dem Häuschen, so sitze ich zwischen den Stühlen. Trotzdem ganz große Empfehlung – es muss nicht Gothic auf dem PC sein, auch auf einer Nintendo Switch lässt es sich wunderbar erleben.

Gothic-Fan-YouTuber zerreißen die Switch-Version, ob der heftigen Gameplay-Bugs – kann ich so nicht nachvollziehen. Beim 'normalen' Spielen ist das alles kein Problem.

Danke fürs Lesen. Ich muss jetzt los. Ich glaube, ich habe Gothic 2 schon im Schrank hinten im Büro gesehen …

Postskriptum

PS: Falls ihr irgendwo feststeckt, gibt es hier einen kompletten Walkthrough (Achtung Spoiler!). Denkt daran, dass man sich mit solchen Lösungen gerne das Erlebnis 'versaut', aber Gothic 1 ist an manchen Stellen etwas undurchsichtig.

PPS: Die Fertigkeiten können bei den Trainern auf 100/100 erhöht werden (vorher Amulette und Ringe ablegen). Tränke, die permanent Stärke oder Geschicklichkeit erhöhen, bis dahin aufheben und dann alle auf einmal trinken.

PPPS: Schnelles Speichern ist euer Freund. Speichert alle paar Minuten oder vor jeder Begegnung.

PPPPS: Kauft gegen Ende, wenn Geld keine Rolle mehr spielt, viele Sprint-Tränke und geht großzügig damit um. Ihr werdet es mir danken.

PPPPPS: Sollte euch wie mir am Ende eins der fünf Schwerter fehlen, schaut hier.