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Kurzreview – Mechabellum

· 4 Minuten Lesezeit

Schere, Stein, Papier auf 11. Du als Wohnzimmergeneral.

Quelle: https://store.steampowered.com/app/669330/Mechabellum

Allgemeines

  • Spiel: Mechabellum
  • Entwickler: Game River (China)
  • Publisher: Paradox ARC
  • Genre: Taktischer Autobattler
  • Releasedatum: 11. Mai 2023
  • UVP: 14,99€ – Steam
  • Erhältlich auf: PC
  • Gespielt auf: PC

Subjektives

Ein idyllisches Feld. Deine Hälfte. Du stehst oben und schaust auf die Zukunft unter dir. Was siehst du? Triumph, oder doch nur Rost und Altöl?

Alles hängt an dieser Schlacht, an dieser Runde. Du hast nochmal mit deinem besten Mann gesprochen, seine Scharniere geschmiert. Das größere Kaliber gabs als Motivation selbstverständlich mit dazu. Ein aufmunternder Klaps auf den Rücken des Rhino, eine letzte andächtige Pause, Kräfte sammeln, Gedanken fokussieren, einmal tief einatmen.

Tief ausatmen.

Tief einatmen.

Die alles bestimmende Uhr tickt und tickt. Dann ist er da. Der Zeitpunkt der Vernichtung. Kein Zurück mehr möglich. Ragnarök.

Es geht los. All deine Planung und Strategie – es mündet in diesem Moment, in dieser Taktik. Das Herzstück deiner Armee – dein Rhino. Platziert, flankierend. Deine Hoffnung. Er wandert, nein, er trabt, nein, er rennt! Eine urgewaltige Macht auf zwei stählernen Beinen. Arme wie Herkules, Synapsen wie Einstein. Die fremden Würmer sind ein Nichts. Die aus vorherigen Schlachten zugespielten Informationen ließen dir keine Wahl. Der Rhino richtet es. Nein, er richtet! Schnell wie ein Blitz. Du lehnst dich zurück und willst das Spektakel beobachten. Das kann eigentlich keine Schlacht werden, sondern eher ein Gemetzel. So einfach war es noch nie.

Du machst die Augen zu.

Du wartest auf das sanfte Geräusch der Klingen, wohltuend, aufschlagend, klirrend, Metall auf Metall.

Noch einmal tief einatmen.

Tief ausatmen.

Das ist die Ruhe des Sieges. Eine Weise des Erfolgs.

Da war kein Klirren. Deine Ohren erreichte ein Zischen. Aber ein Rhino zischt nicht. Du machst die Augen wieder auf.

Du siehst dein Ende. Deinen Albtraum. Ein rollender Drachenodem. Steelballs! Du spürst ihre sengende Hitze bis zu dir nach oben. Du fluchst. Die Geheimdienstinformationen aus der letzten Runde waren falsch. Ausreden! Aber allein du führst hier das Zepter der Entscheidungen. Dein stählerner Stolz, Schlacke.

Das hättest du wissen können. Nein, du hättest es wissen müssen! Du erinnerst dich an die harten Lehrjahre in der Akademie. Du erinnerst dich an die Warnungen, an den Gürtel.

Verlasse dich nie auf Bekanntes. Antizipiere!

So dein Mentor. Es gibt jetzt nur eine Option. Zurück ans Reißbrett.

Objektives

So viel zur Wahrnehmung der Erlebnisse.

Mechabellum ist ein Top-Down-Autobattler. Als Spieler:in platziert man seine Armee, plant und adaptiert von Runde zu Runde. Man hat ein Zeitfenster für den Aufbau und nach Rundenstartschuss bewegen und kämpfen deine Einheiten selbstständig.

Man hat nun bis zur nächsten Runde keinen Einfluss mehr. Die Spannung entsteht aus dieser Abwechslung. Planung und Exekution. Man baut sich etwas auf und beobachtet dessen Entfaltung.

Gleichzeitig macht der Gegner das Gleiche. Durch den Nebel des Krieges sieht man dessen Veränderungen immer erst mit dem Startschuss der Runde. Somit entspinnt sich ein über einige Runden andauerndes Tauziehen.

Aus einem konzentrierten, aber nicht winzigen Arsenal stellt man sich Runde um Runde seine Armee zusammen. Einmal platzierte Einheiten lassen sich in folgenden Runden nur noch in Spezialfällen verschieben. Durch diesen Kniff gewinnen Entscheidungen enorm an Gravitas.

Runde um Runde entfaltet sich ein Taktieren und gedankliches Ausmanövrieren. Spielt der Gegner X, sollte ich Y einsetzen. Aber eventuell rechnet dieser mit Y und spielt Z.

Dazu sammeln Einheiten Erfahrungspunkte und können durch den Einsatz der pro Runde erhaltenen Kredits mit Fähigkeiten ausgestattet werden.

Durch die Limitierung an Kredits und die stets offenen Flanken lassen sich aber nie alle Baustellen ausreichend bearbeiten. Vielleicht überrascht man mit frühen Lufteinheiten? Lieber Masse statt Klasse? Oder doch dreiviertel deines Rundenbudgets für den wandernden Artillerie-Titan rauspulvern?

Fazit

Mechabellum braucht ein paar abgeschlossene Runden zum Einfinden. Idealerweise kombiniert mit dem Anschauen einiger YouTube-Videos. Aber dann geht es rund. Der Griff des Spiels sitzt. Lasst euch von „Autobattler“ nicht abschrecken. Dies ist der nächste Schritt in der Evolution dieses Genres. Man fühlt sich als Lenker und Denker der Miniaturarmee. Die Abwechslung aus Entscheidungen treffen und deren Auswirkungen beobachten entfaltet einen magischen Sog. Mechabellum ist nicht zu kompliziert, aber doch komplex genug, um eine Meisterung zu ermöglichen. Mechabellum ist nicht dumm. Es fordert und will, dass mitgedacht wird.

Das UI ist altbacken, der Matchmaking-Button jedoch auffindbar.

1v1 gegen menschliche Kontrahenten oder 2v2 mit Freund:innen, kleine Runden gegen den Computer. Das war’s. Keine Schnörkel.

Der 'Nur noch eine Runde'-Effekt ist real.

Dieser Text entstand während der offenen Betaphase. Release ist, beziehungsweise war, am 11.5.2023. Stand jetzt ist Mechabellum bereits jedem Fan des Genres uneingeschränkt zu empfehlen. Neulinge können per 2v2 angenehm reinschnuppern und sich parallel gleichzeitig Hilfestellung geben lassen.

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