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Schnellreise von A nach A

· 4 Minuten Lesezeit

Wie komme ich am schnellsten von A nach A? Die Antwort zu dieser Frage, die sich bestimmt schon jeder irgendwann in seinem Leben gestellt hat, ist einfach: Im Rennauto.

a fast sportscar crossing the finish line - Adobe Firefly

Schnellreise von A nach A

Wie komme ich am schnellsten von A nach A? Die Antwort zu dieser Frage, die sich bestimmt schon jeder irgendwann in seinem Leben gestellt hat, ist einfach: Im Rennauto. Stundenlang, Runde um Runde, die Kurven kratzend und schneidend, der Motor brüllend, passiert das Rennauto den Punkt A – die Ziellinie – um dann wieder von neuem das gleiche zu tun. Gas geben, lenken, bremsen, hupen. Schon der dreifache „Formel 1“-Weltmeister Niki Lauda beendete seine Karriere, weil er nicht mehr „wie ein Trottel mit den anderen im Kreis fahren“ wollte, nur um fünf Jahre später sein Comeback und seinen dritten und letzten Weltmeistertitel zu feiern. Bis zu seinem Tod im Jahr 2019 widmete er sich mit Leidenschaft und Akribie der Aufgabe, Rennautos zu bauen, mit denen er andere Trotteln möglichst schnell im Kreis fahren ließ.

Niki Lauda bei seiner Leidenschaft (6 Weltmeistertitel von Lewis Hamilton sind ein Indiz, dass er seine Aufgabe nicht so schlecht erfüllte) (Bildquelle: Von Lothar Spurzem - Eigenes Werk, CC BY-SA 2.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=1178747)

Wie kommt es also dazu, dass eine Tätigkeit, die auf den ersten Blick sinnloser nicht sein könnte, diese Faszination ausstrahlt?

Als begeisterter Rennsportfan und Computerspieler versuche ich diese Frage im Gamingkontext zu beantworten. Die Expertise in dieser Community, scheinbar sinnlose Dinge mit Freude zu erledigen, ist grenzenlos. Wer stundenlang Klötzchen aufeinanderstapelt, virtuelles Geld anhäuft, Pixelschergen mit Pixelwaffen erschießt – nur um in Punktelisten ganz oben zu stehen – und das auch noch vor Leuten, die man nicht mal wirklich kennt, muss auch eine Antwort darauf haben, warum man gerne im Kreis fährt.

Höher, schneller, weiter

Der Mensch ist seit jeher neugierig, zielstrebig, erfinderisch und kompetitiv. Diese Eigenschaften brachten uns zum Mond und zum Meeresgrund. Nur dadurch konnten wir Maschinen und Werkzeuge entwickeln, die unser heutiges Leben ermöglichen. Hier geht es um das „Schneller“. Seit es den Menschen gibt, bewegt er sich fort. Zuerst kriechend, dann gehend, dann laufend, und schließlich reitend, fahrend und fliegend. Schon im antiken Griechenland gab es Wettbewerbe und Veranstaltungen, in denen sich Menschen auf unterschiedlichste Weise von A nach A bewegten.

Griechischer Kreisfahrer (Bildquelle: Von Attributed to the Priam Painter - Marie-Lan Nguyen (2011), CC BY 2.5, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=13879854)

Beim Rennsport oder später beim Motorsport trifft das Bedürfnis nach Mobilität auf das Streben nach Verbesserung. Ähnlich wie Kriege, sind auch die Rennsportwettbewerbe die Basis und der Treiber für Innovation. Ich halte den Rennsport jedoch für die wesentlich sympathischere Methode als Krieg.

In keinem anderen Sport gehen sportliche, technische, wirtschaftliche und politische Interessen so Hand in Hand wie beim Motorsport. Autokonzerne, Werbepartner, Schurkenregimes, Fans, Uni-Institute und Forschungszentren: Alle haben ihre Hände in diesem Spiel, und das macht es auch so spannend. Es ist also nur auf den ersten Blick ein „mit anderen im Kreis fahren“.

Auch die Gaming- und Computerszene hat den Motorsport recht früh für sich entdeckt. Wegen des einfachen Grundaufbaus und Spielprinzips (der oder die Schnellste gewinnt) sind Umsetzungen des Rennsports seit der Urzeit der Computerspiele eine feste Größe.

In der fortschreitenden Entwicklung von Fahrzeugen spielte die Simulation an Computern eine immer größere Rolle, sodass sich diese beiden Welten irgendwann treffen mussten. Im Jahr 2023 ist aus diesem Treffen längst eine Liebesbeziehung entstanden und das gemeinsame Kind der beiden heißt:

Simracing

Die Spieleentwickler der ersten Stunde suchten nach Möglichkeiten, Szenarien aus dem echten Leben mittels neuer Technologien in die Wohnzimmer, Büros und Kinderzimmer der Menschen zu bringen. Neben Krieg und Wirtschaft hat sich der (Renn)Sport als dankbare Spielfläche erwiesen, auf der sich die Meiers, Molyneuxs und Romeros dieser Zeit austobten. In meiner mehrteiligen Reihe möchte ich euch in den nächsten Wochen die wichtigsten Meilensteine, Wendepunkte und Hindernisse in der Geschichte der Rennspiele präsentieren; bevor ich auf die Zielgerade einbiege und die ersten Schritte in den Einstieg des modernen Simracing von heute zeigen werde.

Viel Spaß!